Galoppierende Pferde, splitternde Lanzen – im Dresdner Stallhof ging es einst zur Sache. Wenn der Kurfürst zum Turnier rief, maßen sich hier zahlreiche Ritter bei Hetzjagden und Ringstechen. An letzteres erinnern bis heute zwei Bronzesäulen, deren Ringe die Reiter in vollem Galopp mit ihrer Lanze treffen mussten.Galoppierende Pferde, splitternde Lanzen – im Dresdner Stallhof ging es einst zur Sache. Wenn der Kurfürst zum Turnier rief, maßen sich hier zahlreiche Ritter bei Hetzjagden und Ringstechen. An letzteres erinnern bis heute zwei Bronzesäulen, deren Ringe die Reiter in vollem Galopp mit ihrer Lanze treffen mussten.
Die Geschichte des Stallhof
Die Geburt einer Rennstrecke
Nachdem der sächsische Landbaumeister Hans Irmisch 1567 das Kanzleihaus für die Verwaltungsgeschäfte der Dresdner Kurfürsten errichtet hatte, ergab sich auf dessen Rückseite ein freier Raum. Unmittelbar am Residenzschloss gelegen, war er wie geschaffen für höfische Wettkämpfe zu Pferd: eine neue Rennstrecke!
Zusammen mit dem Baumeister Paul Buchner bettete Irmisch den Platz zwischen 1586 und 1591 in eine dreiflügelige Anlage ein. Zur Nordseite hin schließt ihn der »Lange Gang« ab. Seine elegante Arkadengalerie mit 22 Rundbögen geht wahrscheinlich auf Giovanni Maria Nosseni zurück, der auch die Bronzesäulen gestaltetet hatte. Im Obergeschoss wurde zunächst eine Ahnengalerie der Wettiner gezeigt, ab 1731 diente er als Gewehrgalerie. An der Außenseite befindet sich heute der berühmte, 102 Meter lange Fürstenzug.
Barocke Umgestaltung
Im 18. Jahrhundert erfuhr der Stallhof einige Umbauten, die jedoch größtenteils bei einer Sanierung im Jahr 1935 zurückgenommen wurden. Das Stallgebäude an der Ostseite, das ursprünglich Kutschen und Pferde im Erdgeschoss und vornehme Gäste im Obergeschoss beherbergt hatte, baute Johann Christoph Knöffel 1744 bis 1746 zur Gemäldegalerie um. Der Hof blieb weiterhin Schauplatz höfischer Turniere.
Zerstörung und Wiederaufbau
Als die Gemäldegalerie 1872 in den heutigen Semperbau zog, wurde das Stallgebäude unter der Leitung von Carl Moritz Haenel zum Historischen Museum umgebaut. In dem fortan »Johanneum« genannten Bau zeigte man unter anderem den Bestand der Rüstkammer.
Nach schwerer Beschädigung des ganzen Komplexes bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde der Stallhof im Erscheinungsbild der Neorenaissance wiederaufgebaut. In das Johanneum zog das Verkehrsmuseum ein. 1993 erfolgte die Eingliederung des Stallhofes in den neu gegründeten Schlossbetrieb Schlösser und Gärten Dresden. Heute findet hier jedes Jahr zur Weihnachtszeit der Mittelalterliche Weihnachtsmarkt vor prächtiger Kulisse statt.